Wissenswertes

Der Mensch
im Fokus der Therapie

Es gibt unterschiedliche Sprach- und Sprechstörungen, die wir hier im Einzelnen näher erläutern möchten:

  • Kindliche Sprachstörungen

    Um den 1. Geburtstag sprechen Kinder die ersten Worte.
    Mit 2 Jahren sollten sie einen Wortschatz von circa 50 Wörtern haben. 50% aller Kinder, die mit 2 Jahren keine 50 Worte sprechen, haben bzw. bekommen eine Sprach­entwicklungsstörung.
    Um den 4. Geburtstag sollten alle Laute und Laut­verbindungen korrekt ausgesprochen werden.

    Sobald die Entwicklung nicht normgerecht verläuft, wird eine logopädische Therapie notwendig.

  • Stottern

    Stottern kann auf einer erblichen Veranlagung basieren, bei der die beiden Hirnhälften beim Sprechen anders beansprucht werden als bei nicht stotternden Menschen.
    Eine niedrigere Intelligenz, Erziehungsfehler, Neurosen, Schocks oder Traumata, Nachahmungen und Atemfehl­funktionen sind keine Ursachen für Stottern, wie oft angenommen wird.
    Stottern ist nicht heilbar.
    Ziel der Therapie ist es, verschiedene Sprechweisen zu erarbeiten, die die Häufigkeit der Symptome reduzieren und aufrechterhaltende Faktoren wie Hänseleien, Leistungsdruck, chaotische Tagesabläufe, ungeduldiges Verhalten von Kommunikationspartnern und ungünstige Sprechweisen der Bezugs­personen in Zusammenarbeit mit den Eltern, Angehörigen und Kommunikations­partnern zu reduzieren.

  • Stimmstörung

    Jede Heiserkeit, die länger als 4-6 Wochen besteht, sollte ärztlich untersucht werden. Weitere Symptome einer Stimmstörung (Dysphonie) können Stimmermüdung beim Sprechen, Räusperzwang, Kloßgefühl, Schnappatmung, Schmerzempfinden und Trockenheitsgefühl sein.
    Die weit verbreitete Meinung, Flüstern schone die Stimme, ist falsch — Flüstern schadet der Stimme. Falsche Sprechgewohnheiten, Veranlagung, Überlastung und/oder psychische Faktoren können Ursachen für eine funktionelle Stimm­störung sein.
    Eine Stimmtherapie hat unter anderem die Verbesserung des Stimmklangs, die Kräftigung der Stimme, eine mühelose Sprechatmung und die Reduktion eines Druck- oder Schmerzgefühls zum Ziel.

  • Myofunktionelle Störung

    In Ruhe (d.h. wenn man nicht redet oder isst) liegt die Zungenspitze am Gaumen hinter den oberen Schneidezähnen ohne diese zu berühren. Ist die Zungen- und/oder Mundmuskulatur zu schwach, kann der Zungen­ruheplatz nicht gehalten werden.
    Folgen können ein falsches Schluckmuster, Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie erhöhter Speichelfluss sein.
    Häufiger und langer Gebrauch von Schnuller, Daumen und/oder Flasche, Bevorzugung von weicher Kost (Brot ohne Rinde, kein Fleisch, keine rohen Karotten, am liebsten Brei und Pudding) und Kaufaulheit können Ursachen für eine schwache Zungen- und Mundmuskulatur sein.

  • Aphasie

    Die meisten Sprachstörungen im Erwachsenenalter sind Aphasien.
    Diese können nach Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumoren, Hirn-OPs, entzündlichen Prozessen im Gehirn und degenerativen Erkrankungen (z.B. Alzheimer) auftreten.
    Die Sprachstörung kann sowohl die Laut- und Schriftsprache als auch das Sprach­verständnis betreffen.
    Sie äußert sich im sprachlichen Kontakt z.B. durch Wortfindungsstörungen, Problemen im Satzbau und der Benutzung falscher Begriffe. In schweren Fällen kann man sich mit den Betroffenen gar nicht mehr unterhalten.
    Eine vollständige Heilung ist in der Regel nicht möglich.
    Es ist kein Ziel der Aphasietherapie Wörter und Sätze auswendig zu lernen, sondern vielmehr Sprachprozesse zu aktivieren und die kommunikative Kompetenz zu verbessern. 

  • Dysarthrie

    Dysarthrien sind Störungen in der Ausführung von Sprechbewegungen.
    Die Aussprache ist oft sehr undeutlich, weil vor allem die Beweglichkeit von Zunge, Lippen und Gaumensegel eingeschränkt ist. Gleichzeitig kann ein vermehrter Speichelfluss auftreten, der Stimmklang kann verändert und die Atmung beim Sprechen eingeschränkt sein.
    Diese Aussprachestörung tritt in Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen auf.
    Ziel einer logopädischen Therapie ist je nach Grunderkrankung die Verbesserung oder Erhaltung der Verständlichkeit der Sprache.

  • Poltern

    Poltern hat kein einheitliches Störungsbild mit eindeutigen Symptomen und zugrunde liegenden Ursachen.
    Bei dieser Sprechstörung ist die Verständlichkeit durch phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit, viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln eingeschränkt. Den Patienten fällt es schwer, Erzählungen zu strukturieren und Erzählreihenfolgen einzuhalten. Das Sprechen wirkt unorganisiert, unmelodisch mit wechselnder Lautstärke und oft unpassendem Betonungsmuster.
    Ähnliche Symptome können sich auch in der Schriftsprache (Lesen und Schreiben) zeigen. Polternde Menschen können oft das eigene Sprechen schlecht beobachten - die Störung ist ihnen häufig nicht oder nur ansatzweise bewusst.